Aktuelle Trends bei Bürgermeisterwahlen in Baden-Württemberg

Mehr Demokratie e..V. zeigt Veränderungen der letzten Jahre auf

Eine vom Verein Mehr Demokratie durchgeführte Analyse sämtlicher Bürgermeisterwahlen in Baden-Württemberg im Zeitraum 1.7.2013 - 30.6.2021 zeigt aktuelle Trends auf, was sich bei Bürgermeisterwahlen in den letzten Jahren verändert hat:

• Der Niedergang der CDU ist nicht nur bei Landtagswahlen festzustellen, sondern auch bei Bürgermeisterwahlen: In den ersten zwei Jahren des Untersuchungszeitraums (1.7.2013-30.6.2015) obsiegte noch in 30,2 % aller Bürgermeisterwahlen ein Bewerber mit CDU-Parteibuch, 2015-2017 waren es noch 28,3 %, 2017-2019  noch 25,0 %, und im Zeitraum 1.7.2019-30.6.2021 nur noch 22,9 %. Dies kommt allerdings Bewerber:innen anderer Parteien kaum zugute, sondern es sind die parteilosen Bewerber:innen, die im Gegenzug von 58,0 % (2013-2015) auf 64,9 % (2019-2021) zulegen konnten.    

• Der Anteil der bei Bürgermeisterwahlen gewählten Frauen ist in den ersten sechs Jahren des Untersuchungszeitraums zunächst tendenziell gesunken (2013-2015: 9,8 %; 2015-2017: 8,7 %; 2017-2019: 6,3 %), um dann in den letzten zwei Jahren (2019-2021) wieder zuzunehmen (11,5 %).

• Tritt ein amtierender Bürgermeister erneut an, so ist im Trend dessen Abwahl wahrscheinlicher geworden. Zu Beginn des Untersuchungszeitraums (2013-2015) lag die Wahrscheinlichkeit dafür nur bei 2,3 %. Sie stieg 2015-2017 auf 8,7 %, 2017-2019 lag sie bei 6,3 %, und 2019-2021 wurden 12,3 % aller für eine weitere Amtszeit antretenden Bürgermeister:innen abgewählt.

• Immer häufiger wurde ein zweiter Wahlgang notwendig (bis jetzt als „Neuwahl“ durchgeführt), weil im ersten Wahlgang keine Bewerber:in eine absolute Mehrheit erzielen konnte. Lag dieser Fall zu Beginn des Untersuchungszeitraums noch bei 12,9 % aller Bürgermeisterwahlen vor, so stieg der Anteil in den letzten zwei Jahren auf 17,4 %.

• Die durchschnittliche Zahl der Bewerber:innen bei einer Bürgermeisterwahl ist im Untersuchungszeitraum nur unwesentlich gestiegen (2013-2015: 2,7 Kandidierende; 2019-2021: 2,8 Kandidierende).

• Der Anteil der Wahlberechtigten an allen Einwohnern der jeweiligen Gemeinde sank im Untersuchungszeitraum kontinuierlich von 80,1 % im Zeitintervall 2013-2015 auf 79,2 % im Zeitintervall 2019-2021.

• Die Wahlbeteiligung bei Bürgermeisterwahlen ist in der Tendenz steigend, von 51,4 % im ersten Zeitintervall 2013-2015 auf 52,6 % im Zeitintervall 2019-2021.

 Datenbasis der Untersuchung ist eine von Mehr Demokratie e.V. geführte Datenbank zu sämtlichen Bürgermeisterwahlen in allen 1101 Gemeinden Baden-Württembergs, die u.a. auf Meldungen des Staatsanzeigers und eigene fortlaufende Recherchen zurückgeht. Entsprechend der achtjährigen Amtszeit von Bürgermeistern würde ein achtjähriger Untersuchungszeitraum gewählt, der in vier jeweils zweijährige Zeitintervalle unterteilt wurde, um Entwicklungen im Zeitverlauf untersuchen zu können.