„FDP vergisst Demokratie“

Der Verein Mehr Demokratie mahnt Erleichterungen bei Volksentscheiden an

Wenn die Hamburger demnächst über ihr Schulsystem abstimmen oder die Bayern über einen besseren Nichtraucherschutz, dann ist den Baden-Württembergern eines sicher: die Zuschauerrolle! Die hohen Hürden für einen Volksentscheid im Land verhindern nach Auffassung des Vereins Mehr Demokratie, dass Schwaben und Badener selbst Politik gestalten. Der Landesverband des Vereins erinnert deshalb die FDP im Land in einer Pressemitteilung an ein Versprechen, dass die Partei in der Halbzeitpressekonferenz dieser Legislaturperiode im Sommer 2008 den Bürgern gegeben hat.

Der Justizminister und stellvertretende Ministerpräsident Goll forderte am 25. Juli 2008 vollmundig die Absenkung der Hürden. Der Tigersprung des Spitzenliberalen endete bislang allerdings im Nirgendwo: Soweit erkennbar, ist in den zurückliegenden 17 Monaten nichts geschehen, obwohl dieses Anliegen im Koalitionsvertrag verankert ist. Reinhard Hackl, der Landesvorsitzende des Vereins fordert jetzt, den Bürgern ein echtes „Weihnachtsgeschenk“ zu machen: „Senken Sie die Hürden für Volksbegehren in Baden-Württemberg!“

Nach jetziger Rechtslage müssen 1,22 Millionen Bürgerinnen und Bürger (16,67 % der Wahlberechtigten) in den Rathäusern innerhalb von nur 2 Wochen das Anliegen einer Bürgerinitiative unterschreiben, damit es zu einem Volksentscheid kommen kann. Diese unüberwindliche Hürde ist nach Meinung des Vereins der Grund dafür, dass es in Baden-Württemberg noch nie einen vom Volk initiierten Volksentscheid gegeben hat.

Diesen Bedingungen stellt der Verein die besseren Beispiele anderer Bundesländer gegenüber: So müssen etwa in Hamburg nur 5 Prozent der Bürger unterschreiben und in Thüringen dürfen die Initiativen 4 Monate in freier Unterschriftensammlung die nötige Unterstützung einwerben.

Die Nachfragen des Vereins bei Justizminister Goll, was aus der Ankündigung geworden sei, bleiben seit Monaten trotz Erinnerung ohne Antwort. Die Bürgeraktion Mehr Demokratie hofft jetzt, dass die FDP die direkte Bürgermitsprache und die Demokratie nicht einfach “vergessen“ hat, und startet deshalb an die Regierungspartei einen öffentlichen Appell.